
Als ich heute den wunderbaren neuen Plattenladen Violet Records in Frechen bei Köln besuchte, lief da ganz schräge, psychedelische, jammige, bluesige Endsechziger-Musik. Als ich nachfragte, von wem die Musik sei, hat mich die Antwort dann doch überrascht. Denn an CANNED HEAT hatte ich in erster Linie Woodstock-Erinnerungen: ,Going Up the Country‘, der Fistelstimmen-Hit mit der Querflöte war nie so ganz mein Ding, und die Kategorisierung der Band in „Blues-Rock“ nur schwer nachzuvollziehen.




Ich habe also heute Mittag ungefragt in das dritte Album von Canned Heat reinhören müssen, und ,Living the Blues‘ (1968) hat mir richtig gut gefallen. Die Doppel-LP musste mit nach Hause. Und sie ist wirklich großartig, sowohl die Studioaufnahmen von LP1 wie auch die beiden Live-Jams von LP2. Was für ein abgedrehtes, absolut experimentelles Blues-Rock-&-More-Album!!! Entdecken!

Mein Jugendfreund Jan Urbanek hatte ja noch das Glück, die Band vier Jahre nach Woodstock live zu erleben, und das sogar in seinem Eifeler Heimatdorf Bitburg. In seinem Buch POPSOG ( www.janurbanek.de ) beschreibt er dieses frühe Trauma wie folgt:
„Ich habe als Kind im NCO-Club Canned Heat gesehen, die Woodstock-Veteranen, vermutlich nur noch mit einem Mikrofonständer aus der Originalbesetzung. Das könnte im Juli 1973 gewesen sein, als die Blues-Rock-Band in Europa tourte und in Montreux, Stockholm und Hannover auftrat. Etwas später dann Birth Control mit Bruno Frenzel an der schwarzen Les Paul. Meine Live-Premiere fand aber noch ein paar Jahre davor statt: Ich erlebte Cindy & Bert, die 1971 mit der Single ,Der Hund von Baskerville / Holly Holy‘ eine deutsche Cover-Version von Black Sabbaths Hit ,Paranoid‘ am Start hatten. Oder waren es Nina & Mike mit ,Lola‘ von den Kinks und ,Was wird sein in sieben Jahren‘ a.k.a. ,In the Year 2525‘ von Zager and Evans? Jedenfalls standen da echte Musikerinnen und Musiker auf der Bühne, es war laut, es rockte, es gab Applaus. Weniger diese Musik an sich faszinierte mich, es war die Energie, die Aufgeregtheit. Ich war zehn Jahre alt und hatte Lampenfieber. Das Wort selbst fand ich immer lächerlich. Robbie Robertson, Rick Danko und The Band beglückten mich später mit ,Stage Fright‘.“

Der genannte NCO-Club war ein Unterhaltungs-Etablissement auf dem Militärgelände des Bitburger US-Airport: Diesen Unteroffiziers-Club der US-Army, konnte man als Nichtamerikaner nur an den seltenen Tagen der offenen Tür besuchen. Heute haben Anke Loscheider und Harry Fröhlich in den ehemaligen NCO-Räumen ein Kreativ- und Kulturzentrum aufgebaut, die Atelier F Art Factory. Entdecken!!!







