VOLKER KRIEGEL: TWO CONCERTS

FUSION IMPOSSIBLE: MILD MANIAC IN AFRIKA

This time we are presenting you a visiting group from Western Germany, led by a guitarist. His name is Volker Kriegel. he plays a fine guitar, and the whole group sounds very much together … Volker Kriegel and the Mild Maniac Orchestra!”

Lagos, Nigeria, am Abend des 27. Januar 1979: Volker Kriegel (g), Thomas Bettermann (kb), Hans Peter Ströer (b), Evert Fraterman (dr) und Hans “Batt” Behrendt (perc) legen los, verstärkt durch die Horn-Section Wolfgang Engstfeld (ts) und Uli Beckerhoff (tp).

Kriegel und sein Mild Maniac Orchestra waren vom 06. Januar bis zum 20. Februar 1979 in Afrika unterwegs. Initiiert vom Goethe-Institut und Radio Deutsche Welle führte die gut sechswöchige Tour durch, je nach Quelle, elf bis dreizehn Länder, geplant waren insgesamt 23 Konzerte in Sudan, Sambia, Kenia, Togo, Tansania, Zaire, Kamerun, Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Benin, Mali und Senegal.

Bei ihrem Auftritt in Lagos, Nigeria hatten die Musiker demnach die Hälfte dieser so einzigartigen wie anstrengenden Tour hinter sich. Das Repertoire bestand hier (und vermutlich auch beim Rest der Tour) aus Tracks der Alben ,Topical Harvest‘ (1976), ,Octember Variations‘ (1977) und ,Elastic Menu‘ (1978): Aktuelle Musik der deutschen Jazz-Rock-Szene in der Export-Situation – und im Auftrag der Kulturvermittlung.

Nach dem knackig-groovigen Opener ,Hot Nuts‘ (einer Komposition von Bassist Hans Peter Ströer) folgt mit ,Oriente‘ (im Original von Gilberto Gil) ein 14-minütiger Track, der die Botschaft dieser deutschen Band in Afrika noch einmal spezieller macht, da sie eine Musik interpretiert, die wiederum der Kultur der als Sklaven nach Südamerika verschleppten Afrikaner entsprang. Und das erzwungene Afroamerika war bekanntlich die Basis für eine musikalische Kultur, die die ganze westliche Welt des 20. Jahrhunderts verändert hatte. Ja, und jetzt brachten die Ur-Ur-Enkel Goethes den Jazz zurück nach Lagos, Nigeria? Eigentlich ein bizarres Setting … Ein emotional-intellektueller Mensch wie Volker Kriegel könnte sich auch zu diesem Spannungsfeld seine Gedanken gemacht haben.

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Zurück zum Konzert: Die folgende Kriegel-Komposition, ,Elastic Menu‘, wird hier auf satte 23 Minuten und 49 Sekunden ausgedehnt: Mit “German Jazz Rock Crossover”, der zwischen HiSpeed-Themen-Riff und lyrischen Kriegel-Chords pendelt und mit seinen ausgiebigen Percussion-Parts und einem furiosen Solo von Saxophonist Wolfgang Engstfeld das Energie-Level hoch hält. Und dann wieder Kriegels-Gitarre, solo, mit wenigen Tönen – gefolgt von einem funky Band-Part mit Synth-Solo von Thomas Bettermann, an das sich ein weiteres, diesmal sehr schräg startendes Gitarrensolo anschließt.

Die sehr ruhige Passage, ungefähr in der Mitte von ,Elastic Menu‘, bringt wieder einige sehr schöne Gitarren-Linien vor minimalen Keyboard-Sounds, und dann legt die Band los. Das Thema wird von den beiden Bläsern gespielt, es folgt Uli Beckerhoffs Solo, das irgendwie aus einer anderen, moderateren Jazz-Welt zu kommen scheint – weitab von Mild Maniac. Dagegen kommt Hansi Ströers kurzes Bass-Feature organisch, aus der Mitte des Flusses – wie auch der nächste unbegleitete Gitarren-Part im dreidimensionalen Phasing-Sound, der wieder direkt zum rockenden Hauptthema überleitet. Kontrastprogramm im Kontrastprogramm: ,Elastic Menu‘ war eine Reise in der Reise.

Wie hat diese Musik wohl auf die Menschen in Lagos gewirkt? Jeder von uns kennt wahrscheinlich noch das ungläubige Staunen, als wir zum ersten Mal einen Reggae-Groove gehört haben, oder den späten John Coltrane, Charles Ives, Kraftwerk oder Fela Kuti. “Was machen die da?!”

Der Applaus wirkt verhalten – was Volker Kriegel aber sicher auch schon ein paar Jahre früher, öfter mal erlebt hatte, z.B. in der Zeit von ,Missing Link‘. Originelle, neue, eigenwillige, unkonventionelle Musik ist eben nie primär Unterhaltungsdienstleistung – selbst wenn sie (auch) das Potenzial dazu hat, bei entsprechend disponiertem Publikum. Volker Kriegel wollte immer Qualität abliefern, Musik mit Niveau. Und sein Niveau war hoch.

Nach einer Pause folgt in Lagos ein weiterer Blick über den Atlantik: ,Bahia Next Year‘ zeigt die Band sehr relaxt, die beiden Bläser verschmelzen hier mit dem Ensemble, Komponist Kriegels Gitarre strahlt warm, Bettermanns E-Piano perlt und wieder ist Wolfgang Engstfeld der boppende Energie-Lieferant des Stückes, bevor die Percussion-Abteilung über eine längere Passage die Führung übernimmt. Nach dem Zwischenthema folgt dann noch ein Drum-Solo, das zu den beiden folgenden Tracks , Mindwill‘ und ,Funk You Very Much‘ überleitet. Hier ist mit Flötist Tee Mac, der in St. Gallen und Lausanne als Sohn einer Nigerianerin und eines Schweizer Vaters aufwuchs, auch der erste afrikanische Gastmusiker zu hören, dessen virtuoses Solo vor dem knalligen Funk-Backing von Mild Maniac extrem lebendig rüberkommt. Tee Mac atmet durch sein Instrument, spielt perkussiv und klingt dabei ganz anders als der amerikanische Grenzgänger Herbie Mann oder der temporär einbeinige Ian Anderson von Jethro Tull. Wolfgang Engstfeld spinnt den Faden ein weiteres Mal genial weiter – seine ausgeprägten und sehr eigenen Funk-Qualitäten wurden mir erst mit diesen Aufnahmen bewusst. ,Funk You Very Much‘ – Der Titel ist Programm“, schreibt man dann, wenn man besser nur ungläubig staunen und hören und genießen sollte.

Es folgen zwei improvisierte Tracks, einer davon wieder mit dem Flötisten Tee Mac, außerdem einem zweiten E-Bassisten und weiteren, namentlich nicht bekannten nigerianischen Musikern. Absolut interessant ist, wie anders das Mild Maniac Orchestra hier plötzlich aufblüht, wie der improvisationslastigere, krautige Jam-Jazz-Rock der frühen 70er-Jahre wieder durchscheint, Volker Kriegel dabei aber wie Volker Kriegel 1979 spielt – vielleicht etwas souliger, mit ein paar Doublestops und Oktaven mehr als gewohnt. ,Improvisation‘ 1 endet mit einem sehr zurückhaltenden Saxophon-Solo über Percussion- und Marimba-Klänge vom Keyboard, die in einem kurzen, repetitiven Bläser-Riff enden. Das Publikum reagiert hier wesentlich euphorischer, der Applaus ist intensiver als zu Anfang des Konzerts. In der zweiten, etwas rougher klingenden ,Improvisation‘ ist dann der legendäre nigerianische Musiker King Sunny Adé als Gast an der E-Gitarre zu erleben, neben weiteren afrikanischen Instrumentalisten, u.a. an Saxophonen und E-Bass. Kriegel spielt hier sein lautestes, rockigstes Gitarrensolo des Konzerts, mit stark verzerrtem Ton. Auf Fotos dieser Afrika-Tour ist er durchgehend mit einer schwarzen Ibanez-Solidbody-Gitarre aus der Artist-Serie zu sehen (offensichtlich eine Sonderanfertigung bzw. Modifikation des Modells 2619, mit offenen Pickups und ungewöhnlichen Schalter-Positionen), die er über einen Yamaha-Transistor-Verstärker (G-50 112 Fifty112) und diverse Effektgeräte (Verzerrer, Phaser, WahWah etc.) spielte.

Zwei Unikate aus dem Besitz von Volker Kriegel: Beide Ibanez-Gitarren hatte der japanische Hersteller speziell für Kriegel angefertigt und auch einige Ideen von Gitarrenbauer Peter Coura umgesetzt. Zu einer weiteren Zusammenarbeit kam es aber nicht. Das akustische Modell stammt von 1977, die semiakustische E-Gitarre wurde im August 1979 gebaut. 

 

Wie bereits angedeutet: 23 Konzerte in elf Ländern, das in einem Zeitraum von sechs Wochen – so ein Tour-Setting bedeutete nicht nur Musiker-Spaß, sondern war erst einmal harte Arbeit – und aufgrund von teils weiten Anreisen, Behörden-Willkür und klimatischer Bedingungen sicherlich auch zeitweise mit körperlichem und seelischem Stress einhergehend. Dazu kam: Hohe Anfangserwartungen, was eine Begegnung der Kulturen angeht, wurden hier meist enttäuscht.

Letztes Konzert in Dakar, Senegal: Ein gemeinsamer Auftritt mit afrikanischen Musiker in einer schlecht besuchten Basketball-Arena mit entsprechend halligem Sound. Trotzdem: Hier sprang anscheinend beim Jammen ein Funke über – einer der, wie Kriegel es in einem Interview in der Dokumentation von Claus-Ferdinand Siegfried, “Deutscher Jazz-Rock in Afrika – Beobachtungen bei einer kulturellen Begegnung”, ausdrückte, “glücklichen Zufälle” dieser Tour – mit jubelndem und tanzenden Publikum, und Musik auf hohem energetischen Niveau. Mehr sei in einem solchen Zusammenhang nicht möglich, so Kriegel: “Man darf nicht denken, dass bei einem Tour-Programm wie diesem, mit so vielen Konzerten in so kurzer Zeit, dass dabei so etwas wie echter ,Kulturaustausch‘ überhaupt stattfinden kann …. Austausch hat was mit Einfühlung zu tun, mit Zeit, mit Geduld, mit Recherche. Man kann doch nicht einfach nach Afrika fahren, mit einem Jet irgendwo landen und noch am selben Abend die große kulturelle, fruchtbare Zusammenarbeit abziehen!? Wie soll das denn überhaupt gehen?”

Bei einem vorangegangenen Konzert in Lomé, Togo, vor ausgewähltem, überwiegend weißem Publikum im Garten eines Hotels, hatte der örtliche Verantwortliche den Musikern u.a. eine “gute Boney-M-Nummer” oder “was von ABBA” fürs Repertoire des Abends nahegelegt, getoppt von der Idee, Uli Beckerhoff könne während einer Nummer doch auch mal Trompete spielend über die Rutsche in den Pool gleiten. Kolonialistische Respektlosigkeit ist ein Charakterzug, keine Verhaltensweise – und hier traf der eben mal die deutschen Artgenossen. Glücklicherweise ein Einzelfall auf dieser Reise.

Und es gab auch viele gute Begegnungen auf dieser Afrika-Tour: Beim erwähnten letzten Konzert in Dakar, erlebten die nigerianischen Fans gegen Ende ihr Idol King Sunny Adé und diese merkwürdige, ganz ungewohnt klingende Band from Germany, wie sie gemeinsam auf der Bühne jammen und Spaß haben – die o.g. Film-Dokumentation zeigt auch, wie sich die deutschen Musiker danach bei ihren afrikanischen Kolleginnen und Kollegen bedanken. Und das Konzert des Mild Maniac Orchestra mit afrikanischen Musikern in Bamaku, Mali muss eine echte Begegnung der Kulturen gewesen sein. Mit Respekt. Mit Begeisterung!

Sagte hier gerade jemand „World Music“? Ja, es gibt grauenhafte Mixturen, aber keine World Music. Es gibt nur eine ganz große weite Welt, mit ganz viel verschiedenster, großartiger Musik. Und warum sollte man überhaupt mehr erreichen wollen, als Begegnungen zu versuchen, Begegnungen mit Respekt und Begeisterung?

Ich bleibe dabei: Fusion impossible! Aber CROSSOVER, die spontane Begegnung an der Kreuzung, die geht immer – insbesondere, wenn man neue Wege beschreitet und auf Menschen und Musiker trifft, deren Kultur interessiert. Keine Erfolgsgarantie, das Ergebnis bleibt offen. Und das ist Jazz: Spontaneität. Improvisation. Offenheit. Volker Kriegel & Mild Maniac haben 1979 in Afrika genau das versucht. In vielen schönen Momenten ist es ihnen gelungen.

EPILOG 1

Eine vom Goethe-Institut initiierte Promo-LP namens ,Volker Kriegel & Mild Maniac Orchestra‘ (Label: Goethe-Institut ‎– Z 139) erschien bereits 1978; die Compilation beinhaltete die Tracks ,Funk You Very Much‘ ,Bahia Next Year‘, ,Missing Link‘, ,Circus Gambet‘ in der Version des United Jazz + Rock Ensemble, dann ,Hypnotic Pignose‘ und ,Slums On Wheels‘. Auf der Rückseite des LP-Covers war zu lesen: „From January 6th to February 20th 1979 the Goethe-Institut or German Cultural Institute and Radio Deutsche Welle will realize their first joint musical venture in Africa. That venture will feature, from the German side, the seven member jazz-rock group headed by the very well-known German Guitarist Volker Kriegel. The groups name: Volker Kriegels Mild Manic (!) Orchestra. The group will perform in Khatroum, Lusaka, Ndola, Mombassa, Lomè, Dars-es-salaam, Nairobi, Kinshasa, Douala, Yaoundé, Lagos, Ibadan, Ife, Accra, Kumasi, Abidjan, Ougadougou, Bamako and Dakar. Everywhere they go, they jam with local musicans.“

EPILOG 2

Neue Wege ging auch Mild-Maniac-Percussionist Hans „Batt“ Behrendt, der eigentlich Hans-Joachim hieß. Ein Jahr nach der Afrika-Tour von Volker Kriegel tauchte er als Gründungsmitglied und Drummer der Band Ideal auf. Und die Formation um Sängerin Annette Humpe gehört bekanntlich zu den den Initiatoren der Neuen Deutschen Welle. Die schwappte nie nach Afrika.

EPILOG 3

Aber umgekehrt: Der nigerianische Superstar King Sunny Adé (*1946) tauchte mit seiner Begleit-Band „His African Beats“ im März 1983 beim WDR-Rockpalast in der Essener Grugahalle auf, und wurde dank TV-Übertragung europaweit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

 

 

BOCHUM

Nein, in Bochum gab es keinen Kulturaustausch, und es war auch keine musikalische Begegnung mit Herbert Grönemeyer geplant. Hohe Erwartungen wurden diesmal allerdings erfüllt: Bei diesem Gig vom 27. Mai 1990 im Kulturbahnhof, Bochum-Langendreer vibrierte der Raum – wie anhand der hier erstmals veröffentlichten Aufnahmen nachzuerleben ist.

Volker Kriegel & Band, das war eine junge Formation mit einer ausgesprochen positiven Leichtigkeit: Keyboarder Thomas Bettermann war schon auf den 1979er Afrika-Aufnahmen zu hören, Christof Lauer (ts), Michael Schürmann (b) und Thomas Alkier (dr) ergänzten das Line-up um Gitarrist Volker Kriegel.

Und die Aufnahmen dieser Band sind ein Glücksfall: Denn abgesehen von der Tatsache, dass sie klangtechnisch großartig gelungen und perfekt erhalten sind, bestechen sie durch eine wunderbare Live-Atmosphäre. Neben zwei bekannten Kriegel-Kompositionen – dem 25-minütigen ,Palazzo Blue‘ (vom gleichnamigen Album von 1987) und ,Octember Variation‘ (dto., aber von 1977) – sind hier erstmals auch die von Keyboarder Thomas Bettermann verfassten Titel ,Philipp II.‘ und ,Metro Moskau‘ zu erleben: Letzterer war ursprünglich in der 1985 entstandenen Dokumentation ,Metro Moskau – Stadt unter der Stadt‘ von Wolfgang Mackrodt zu hören

Volker Kriegel spielte bei diesem Konzert seine rote Gibson ES-345, die von Gitarrenbauer und Guitar-Center-Kompagnon Peter Coura von Stereo- auf Normalbetrieb modifiziert worden war. In Bochum hatte Kriegel einen LAB-Series-L9-Transistorverstärker auf der Bühne stehen. Und er klang wie immer: Insbesondere beim swingenden Solo des Openers ,Palazzo Blue‘, kommt sein klarer warmer Ton sehr gut rüber – und moduliert irgendwo und irgendwann in einen fetten angezerrten Crunch-Sound.

Besonders gelungen ist die neunminütige Version der genialen Ballade ,Octember Variation‘, in der man die berühmte musikalische Zwischenstimmung des Volker K. erleben kann, diesen entspannten Grundzustand, der aber immer wieder von kleinen Fragezeichen umflogen wird, die an die Suche des Künstlers nach mehr zu erinnern scheinen. Und dann diese wohldosierten, maximal zehn Prozent an Tristesse, die so wunderschön müde machen und eigentlich ja nur 90 Prozent Wärme und Geborgenheit kontrastieren …

Jetzt aber bitte wieder Musik hören!

DANKE, Volker Kriegel.

 

LOTHAR TRAMPERT [paleblueice.com] ist seit dem Album ,Topical Harvest‘ (1976) Volker-Kriegel-Fan, außerdem Musikwissenschaftler, Wohnzimmer-Gitarrist, Fotograf, Buch-Autor und Redakteur des Musiker-Fachmagazins Gitarre & Bass.

 

FOTOS MUSIKER: Moosicus / mig Made in Germany 2019
TEXT & FOTOS INSTRUMENTE: Lothar Trampert

 

 

VOLKER KRIEGEL: TWO CONCERTS

Zwei CDs in einem schönen DigiPak plus einem fetten Foto-Booklet, das ist schon ein dickes Ding in den Zeiten der Entmaterialisierung von Musik. Aber schönes Design und intelligente Texte kann man nun mal nicht streamen! Es geht um Volker Kriegel, den 2003 verstorbenen deutschen Jazz-Gitarristen, Cartoonisten und Autor. Nach den bis dato nicht offiziell veröffentlichten ,Biton Grooves‘, die im Januar erschienen, sind jetzt Live-Mitschnitte aus Afrika und Bochum im Angebot, ebenfalls entdeckt bei der Erschließung und Digitalisierung von Kriegels eigenem Tonbandarchiv. Der Gitarrist und sein Mild Maniac Orchestra waren vom 06. Januar bis zum 20. Februar 1979 in Afrika unterwegs, die Band spielte ca. 20 Konzerte. Das Repertoire bestand aus Tracks der Alben ,Topical Harvest‘ (1976), ,Octember Variations‘ (1977) und ,Elastic Menu‘ (1978), und neben Volker Kriegel (g), waren Thomas Bettermann (kb), Hans Peter Ströer (b), Evert Fraterman (dr) und Hans Batt Behrendt (perc; später bei Ideal!) zu hören, verstärkt durch die Horn-Section Wolfgang Engstfeld (ts) und Uli Beckerhoff (tp). Dazu kommen auch ein paar Session-Aufnahmen mit afrikanischen Kollegen. Spannend!
Beim Gig vom 27. Mai 1990 im Kulturbahnhof, Bochum-Langendreer bestand Kriegels Band aus Thomas Bettermann (kb), Christof Lauer (ts), Michael Schürmann (b) und Thomas Alkier (dr). Diese klangtechnisch sehr guten Aufnahmen transportieren eine packende Live-Atmosphäre. Neben zwei bekannten Kriegel-Kompositionen – dem 25-minütigen ,Palazzo Blue‘ (vom gleichnamigen Album von 1987) und ,Octember Variation‘ (dto., aber von 1977) – sind hier erstmals auch die von Keyboarder Thomas Bettermann verfassten Titel ,Philipp II.‘ und ,Metro Moskau‘ zu hören. Tolle Musik und eine posthume Veröffentlichung mit Niveau. lt

ALBUM-REZENSION aus Gitarre & Bass 11/2019