Wann habe ich zum ersten Mal einen Gitarristen mit einer Gibson Firebird gesehen? Wahrscheinlich in der 4. WDR-Rockpalast-Nacht am 21./22. April 1979, als uns Johnny Winter verwirrte – wie auch die weirde Chanteuse Patti Smith mit ihrer Klarinette. Act Nr. 3, die J. Geils Band fand ich damals langweilig. Aber nicht Johnny Winter: Denn der hagere Blondinus mit der Muppets-Show-Gesangsstimme ging bei diesem Gig derart flüssig und organisch virtuos zur Sache, dass nicht nur mir (damals 17 Jahre) die Spucke wegblieb.
Einige Wochen später, am 16./17. Juli ’79 sah ich Johnny Winter dann als Special Guest bei einem anderen Konzert zum ersten Mal live: Das war in der Olympiahalle beim Münchener Jazz-Fest ’79, wo Winter gemeinsam mit Muddy Waters & Band auftrat. Lange her, aber tief eingebrannt … (Glückwünsche zu meinem 700. Geburtstag nehme ich gerne entgegen.) Als ich dann am 29. September 1991 im Backstage-Bereich der Düsseldorfer Philipshalle Johnny W. zum Interview für das Musiker-Fachmagazin Gitarre & Bass gegenübersaß, war meine Winterreise mit einem unschlagbaren Highlight abgeschlossen. Was für ein eigenartiger, freundlicher Mensch saß mir da gegenüber, irgendwie unnahbar, lächelnd, fast blind. Als er das mitgebrachte Magazin erst mal falsch herum ca. 10 cm vor seine Augen hielt, hätte ich vor Rührung & Aufregung heulen können.
Burny-Gitarren habe ich übrigens durch Christian Tolle kennengelernt, einem G.A.S.-Kollegen, der mir vor einigen Jahren den Tipp gab, auch mal eBay Japan zu durchsuchen. Christian ist übrigens auch ein toller Musiker – siehe Link unten! Und Burny-E-Gitarren sind großartig – ganz egal ob es um alte Les Pauls, SGs, Juniors, ES-335 oder eben Firebirds geht. Sie waren und sind neben Greco und Tokai die Experten für gute Gibson-Kopien, meist 1:1 nachgebaut. Damit waren sie auf dem japanischen Markt der Post-Lawsuit-Ära in klarem Preisvorteil vor dem Original, und rechtlich konnte Big G ihnen in Fernost anscheinend keine Steine in den Weg legen bezüglich ihres akribisch-liebevollen Plagiathandwerks. Was Ibanez in den 1970er-Jahren für das Kopieren hochwertiger Archtop-Klassiker war, wurden Burny und Co.in den 80ern für die Solidbodies. Auf ähnlichem Niveau stellte Fernandes, die Firma hinter dem Label Burny, auch sehr gute Telecaster- und Stratocaster-Kopien her.
Firebirds machen wirklich Spaß: Die Banjo-Tuner reagieren beim Stimmen aufgrund ihres Übertragungsverhältnisses hypersensibel, der Hals kommt einem superlang vor und die Balance beim Spielen, insbesondere im Sitzen, ist auch eine sehr eigene. Ich habe bisher zwei neuere Gibson Firebirds aus den 00er-Jahren getestet, eine besser verarbeitete, aber etwas matt klingende Epiphone, einesehr ordentliche Greco und zwei Burnys getestet – eine mit Maestro-Vibrato und die hier vorgestellte mit Stop-Tailpiece. Alles Geschmacksache, aber die beiden letztgenannten bleiben meine Favoriten. Wobei die leider extrem teueren Sixties-Originale oder Gibsons Winter-Signature bestimmt beeindrucken würden – das Vergnügen hatte ich noch nicht. $icher nur eine Frage der Z€it. Im Hintergrund zu sehen ist übrigens das exklusive “Johnny Winter Signature Pale White Wallpaper”, das bis heute in jedem Baumarkt erhältlich ist. Rock ‘n’ Roll ist überall!
BURNY FIREBIRD FB-90 2TSB
Made in Japan in the 1980s
Brown Burst
Set Neck
Banjo Tuners
MORE
Burny
Tolle
Rockpalast
Interview
Wallpaper