ALICE PHOEBE LOU

Gestern Nacht habe ich ein großartiges Konzert gesehen: Die Sängerin, Gitarristin, Songwriterin Alice Phoebe Lou (* 19. Juli 1993 in Kapstadt) ist eine Künstlerin, die ihre Karriere selbst aufgebaut und gelenkt hat. OK, gemeinsam mit dem Publikum, das sie Gig für Gig überzeugen konnte. Erfahrung hat sie auch als Straßenmusikerin, und die kommt ihr bis heute auf jeder Bühne zu Gute. Denn Alice Phoebe Lou hat eine, intensive, sympathische Präsenz, Humor und einen Sinn für die Dramaturgie eines Konzerts, das sie im Fall des Gigs im Kölner Bürgerhaus Stollwerck, am Samstag den 04. April 2022, zu zwei Dritteln mit ihrer wirklich tollen Band bestritt, um das Mittelstück solo mit Gitarre zu gestalten. Alice Phoebe Lou ist eine unkonventionelle Gitarristin, aber auf jeden Fall die beste Begleiterin, die man sich für sie vorstellen kann. Ebenfalls sehr ausgetüftelt sind ihre Kompositionen & Arrangements, die immer irgendwo zwischen etwas Soul, etwas Jazz-Feel schwingen, in manchen Songs auch mit dezenter Phoenix- und Parcels-Atmo eine unglaubliche Mischung aus Energie und Leichtigkeit versprühen.

Das Schönste ist, dass diese Frau mit 28 Jahren einen Sound gefunden hat, den man ihr vermutlich auch noch mit 58 abnehmen wird. Sie ist authentisch, sympathisch, eigenwillig und eine verdammt gute Musikerin.

Ihr Debüt-Album ,Orbit‘ kaufte ich mir 2016, drei Jahre später bekam ich ,Paper Castles‘ zur Rezension – und blieb begeistert. ,Orbit’ finanzierte Alice Phoebe Lou, die in Berlin lebt, übrigens selbst und entschied sich für ein kleines Label und gegen einen festen Plattenvertrag – andere Angebote lagen vor. Und dass sie es auch ablehnte, bei James Blunt im Vorprogramm einer Europa-Tour zu spielen, spricht für ihren guten Geschmack und eine Haltung.

ALICE PHOEBE LOU: PAPER CASTLES
Das zweite Album der südafrikanischen Musikerin, die in Berlin lebt und ganz sicher zu den originelleren Akteuren des Planets Singer/Songwriter gehört. Denn im vollbärtig-retromanischen Neo-Folk mancher Kollegen vermisst man die Erkenntnis, dass auch in diesem Genre alles erlaubt ist. Alice Phoebe Lou reist durch die Welt, spielt in Planetarien, legt viel zu viel fetten Hall auf ihre Tracks, schreibt Texte mit viel zu viel Anspruch und arbeitet mit mir unbekannte Musikern und bekannten Sounds, die aber immer wieder überraschen und entführen. Dekel Adin heißt der Lieferant des fetten Basses, Alice Phoebe Lou selbst singt und spielt E-Gitarre, Metallophon, Percussion etc. Es gibt eine Welt außerhalb der Schubladen, und die ist faszinierend. Tolle Musik, schönes DigiPak, fettes Booklet. Entdecken! lt

● DISCOGRAFIE
Momentum (EP, 2014)
Live at Grüner Salon (2014)
Orbit (2016)
Sola (EP, 2017)
Paper Castles (2019)
A Place of My Own / Mahogany Sessions (Digital EP, 2019)
Live at Funkhaus (2020)
Glow (2021)
Child’s Play (2021)

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